Dr. Klaus Eisendle, Primar der Dermatologie am Bozner Krankenhaus, erklärt, wie warum Südtirol so eine hohe Hautkrebsrate hat, wie man sich vor den UV-Strahlen schützt und in welchem Rhythmus Kontrollvisiten beim Dermatologen empfohlen sind.<BR /><BR />Die Hautkrebsraten (schwarzer und weißer Hautkrebs) steigen seit Jahren sehr stark an. Die hohe Sonnenbestrahlung und die Höhenlage des Landes sowie die Tatsache, dass die Südtiroler sich gerne im Freien aufhalten, zählen mit zu den Ursachen für die vergleichsweise vielen Hautkrebsfälle hierzulande. Vermutlich kommen noch einige genetische Faktoren hinzu. Sich ins Haus einsperren und jeglichen Sonnenschein meiden, ist aber nicht angesagt – im Gegenteil. „Sport und ein Aufenthalt im Freien sind für die Gesundheit sehr nützlich und dürfen keinesfalls wegen der Sonne eingeschränkt werden“, betont Prof. Dr. Klaus Eisendle, Primar der Dermatologie am Krankenhaus Bozen. „Wir müssen aber lernen, der Sonne intelligent und mit der gebotenen Vorsicht zu begegnen.“ <BR /><BR /><embed id="dtext86-65326997_quote" /><BR /><BR />Das bedeutet: Konsequenter Sonnenschutz für alle und besonders auch für Kinder. Die wichtigsten Regeln dabei lauten: Insbesondere zwischen 11 und 15 Uhr die direkte Sonneneinstrahlung meiden und bedenken, dass die schädlichen UV-Strahlen auch im Schatten vorhanden sind. Und sich mit Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor, Sonnenbrille, langärmeligem T-Shirt und Sonnenhut schützen – insbesondere auch Kinder. Das schützt auch vor Faltenbildung und hält die Haut jung. Das Altern der Haut ist nämlich zu 95 Prozent auf die UV-Belastung zurückzuführen.<BR /><BR />Außerdem: Der Besuch im Solarium stellt keine gesunde Alternative zum Sonnenbaden dar, denn auch die künstliche UV-Strahlung kann die Entstehung von Hautkrebs begünstigen. <h3> Selbstuntersuchung der Haut wichtig</h3>„Das Reduzieren der UV-Exposition ist die beste Vorsorge und könnte die Häufigkeit von Hautkrebs wirklich stark reduzieren“, sagt der Dermatologie-Primar. Zusätzlich empfiehlt sich die Selbstuntersuchung von Muttermalen und Pigmentflecken: Werden neue oder sich verändernde Muttermale oder Flecken auf der Haut entdeckt, sollte man bei einem Hautarzt vorstellig werden. <BR /><BR />Eine regelmäßige Muttermalkontrolle beim Dermatologen kann im Alter von 40 bis 80 Jahren alle 3 Jahre empfohlen werden „Bei Menschen mit familiärer Belastung oder mit vielen Muttermalen kann eine häufigere Kontrolle notwendig sein, bei Menschen mit wenigen Muttermalen auch seltener – eine richtige Screeningfrequenz kann durch einen Hautarzt individuell erhoben werden“, sagt Dr. Klaus Eisendle. Das Problem sei aber, dass die gefährlicheren Melanome sehr schnell wachsen und durch das Screening nicht gut entdeckt werden können. „Das gilt übrigens auch für alle anderen Screeningprogramme – Brustkrebs, Prostata und Darmkrebs“, sagt der Primar. Beim schwarzen Hautkrebs helfe die ABCDE-Regel bei der Selbstkontrolle: „Läsionen, die asymmetrisch, mit unregelmäßiger Begrenzung, schwarzer oder grauer Pigmentierung sind, mehr als 6 Millimeter Durchmesser haben und sich in Form und Erhabenheit verändern, gehören dringend angeschaut“, betont Dr. Eisendle.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1043760_image" /></div> <BR /><BR />Dass die Wartezeiten beim Dermatologen chronisch lang seien, liege daran, dass sich zu viele vom Hausarzt nicht notwendige Vorsorgeuntersuchungen verschreiben lassen. „Derzeit werden mehr als die Hälfte unserer dermatologischen Visiten durch gesunde Personen in Anspruch genommen – für ein Hautkrebsscreening“, erklärt Dr. Eisendle. Dieser Zulauf sei für das Gesundheitssystem kaum mehr zu bewältigen. Wichtig zu wissen sei auch, dass es nicht unbedingt die Screeningprogramme seien, welche die Überlebenschancen bei fast allen Tumorerkrankungen verbessern, sondern vielmehr die neuen Therapien. „Besser wäre es, wenn Personen, die eine Veränderung an Muttermalen bemerken, beim Hautarzt vorstellen würden. Dann ginge die Beurteilung schneller und würde mehr Sinn machen“, sagt der Primar.<BR /><BR />Das Wichtigste bei einer dermatologischen Untersuchungen seien immer noch das Gespräch (Anamnese) und die Untersuchung des Patienten mit dem Dermatoskop. Dabei können auf künstlicher Intelligenz basierende Systeme helfen. „Als selbstständige Instrumente haben sie sich noch nicht durchsetzen können, vor allem wegen zu vieler falsch positiver und auch einiger falsch negativer Befunde“, sagt der Primar. „Sie können in der Hand eines Experten aber durchaus die Diagnose verbessern helfen.“