5000, 6000, 7000 oder gar 10.000: Exakte Zahlen zum Bedarf an Wohnungen hat in Bozen derzeit niemand. <?O_Tiefgestellt><?_O_Tiefgestellt>Im Halbjahresrhythmus schwappt das Thema an die Oberfläche. Bürgermeister Renzo Caramaschi und sein Vize Luis Walcher fahren bei dieser Diskussion die gleiche Linie: Unkontrolliertes Wachstum darf es nicht geben. <BR /><BR />Walchers Herangehensweise heißt Gemeindeentwicklungsplan. Dieser wird derzeit ausgearbeitet, alle Stadträte sind involviert, alle Bereiche, die fürs Funktionieren einer Stadt notwendig sind, müssen berücksichtigt werden. Der Vizebürgermeister verweist zudem auf das neue Gesetz für Raum und Landschaft. Dieses schreibt einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden vor, die Versiegelung neuer Flächen soll vermieden werden. Sprich: „Ungenutzte Flächen sollen genutzt werden.“ Dafür werde die Gemeindeverwaltung Kraft und Courage aufbringen müssen, „um gewisse Bauleitplanänderungen anzugehen“, kündigt er an. <BR /><BR />Der Grund für das neuerliche Hochkochen der Thematik war auch eine Aussprache der Gemeindespitze mit Vertretern des Unternehmerverbandes. Primär ging es dabei um den Akustikplan für die Gewerbezone Süd. „Die Ankündigung der zuständigen Stadträtin Chiara Rabini, dass der Akustikplan zur Genehmigung bereitsteht, nehmen wir mit Zufriedenheit zur Kenntnis“, teilte der Unternehmerverband in einer Aussendung mit. Der Verband nimmt in seiner Aussendung zudem Bezug auf die jüngste Diskussion, Wohnzonen in der Gewerbezone zulassen zu wollen. „Im März 2018 haben wir ein Dokument mit den Gewerkschaften, sowie den Handwerkerverbänden unterzeichnet, in dem gefordert wurde, dass die Produktionszonen ihre ureigene Bestimmung beibehalten sollen, nämlich Orte der Produktion und der Arbeit zu sein. Zudem ist das Gebiet das von hohem Verkehrsaufkommen geprägt ist, sicherlich kein idealer Standort zum Wohnen.“ <BR /><BR />In diesem Zusammenhang verweist Walcher auf den im Jänner 2010 verabschiedeten Masterplan, der Wohnzonen in Bozen Süd ermöglichen würde. „Wir wissen alle, dass es in den Gewerbezone eine Reihe von brachliegenden Flächen gibt, die sich dazu eignen würden“, sagt Walcher. Zudem gibt es zu bedenken, dass es wohl außer Diskussion steht, dass dort neue lärmproduzierende Betriebe angesiedelt werden. Er verweist neuerlich auf den in Ausarbeitung befindlichen Gemeindeentwicklungsplan. „Er ist der Wegweiser für die Zukunft“, sagt er. <BR /><BR />Zum Problem fehlende Wohnungen haben im Übrigen auch die Lega-Gemeinderäte Kurt Pancheri und Roberto Selle eine Meinung. Sie fordern endlich den Bauleitplan anzupassen und neue Zonen auszuweisen. Pancheri beziffert den Bedarf auf 4000 Wohnungen; bis 2030. „Nachdem die wenigen Wohnungen auf dem Bozner Markt zu teuer sind, empfiehlt die Gemeindeverwaltung das Mieten“, kritisiert Pancheri. Dabei werde vergessen, dass diese aktuell kritische Situation die Gemeinde mitverschuldet habe. „Eben weil der Bauleitplan nicht angepasst und die Gemeindeimmobiliensteuer erhöht wurde“, erklärt Pancheri. Es müssten dringend weitere Flächen für den Wohnbau ausgewiesen werden; unter anderem auch im Grieser Grünkeil. <BR /><BR />Grünen-Vizefraktionssprecher Rudi Benedikter sieht die Sache gänzlich anders. Er wünscht sich Wohnbauzonen weder in der Gewerbezone noch im landwirtschaftlichen Grün. Sondern: Auf der Ex-Handwerkerzone und Huberkaserne in der Drususallee und dem Bahnhofsgelände. Zudem sollten freie Gemeinde-Unterkünfte und leerstehende, unverkaufte Neubauwohnungen genutzt werden. Es brauche daher sofort eine Bestandserhebung des Leerstandes. Ab 2023 schlägt er dann vor, die leerstehenden Wohnungen mit dem höchstmöglichen Immobilien-Steuersatz von 3,5 Prozent zu belegen. <BR /><BR />Vizebürgermeister Walcher zeigt sich dankbar über die verschiedenen Vorschläge. „Manche Dinge sind aber weitaus komplexer, als sie den ersten Blick scheinen.“ <BR />