Wie berichtet, hatte Rossa am Freitag vor U-Richter Enrico Borelli keine Aussage gemacht, da er noch keine Möglichkeit gehabt habe, sich mit den einzelnen Vorhaltungen auseinanderzusetzen. Laut seinem Verteidiger Beniamino Migliucci hat er sich aber bereit erklärt, den Ermittlern zu einem späteren Zeitpunkt Rede und Antwort zu stehen. Diese Zusage hat aber offenbar nicht ausgereicht, um den Richter dazu zu bewegen, seinen Hausarrest aufzuheben. <h3> Eine Stunde lang ausgesagt</h3>Rechtsanwalt Migliucci vertritt neben Rossa auch den inzwischen suspendierten Südtiroler Publizisten Lorenzo Barzon (siehe eigener Bericht). Dieser sagte gestern rund eine Stunde lang aus. <BR /><BR />„Mein Mandant hat dabei die wesentlichen Punkte geklärt. Wir gehen davon aus, dass die Vorwürfe gegen ihn völlig haltlos sind, deshalb gibt es keinen Grund, die Sicherungsmaßnahme des Hausarrestes aufrechtzuerhalten“, sagte Migliucci nach der Anhörung. <BR /><BR />Lorenzo Barzon habe auch unterstrichen, dass er kein Vertrauensmann von Heinz Peter Hager sei. Er sei ein Freiberufler, der auf Vertragsbasis arbeite oder regulär Rechnungen ausstelle. „Vertrauensmann“ sei eine andere Sache, so Migliucci. <h3> Was die Ermittler Barzon vorwerfen</h3>Doch genau so sehen die Trienter Anti-Mafia-Fahnder die Rolle des 27-Jährigen: Er habe die Anweisungen von Heinz Peter Hager ausgeführt und ihm Ratschläge gegeben. Auch sei es ihm gelungen, innerhalb der öffentlichen Verwaltung viele Informationen zu sammeln und unter bestimmten Umständen Entscheidungen zugunsten der mutmaßlichen kriminellen Vereinigung zu beeinflussen. <BR />Zum Garantieverhör einbestellt war gestern auch der Bozner Architekt Andrea Saccani. Laut Verteidiger Migliucci habe dieser „ausführliche Erläuterungen zu allen an ihn gerichteten Vorhaltungen gegeben“. Den Verdacht auf Mitgliedschaft in einer mafiösen Vereinigung, aber auch die anderen Vorwürfe bezeichnete Migliucci als „fantasievolle Hypothese“.<BR /> Der U-Richter hat sich die Entscheidung über den Antrag auf Aufhebung des Hausarrestes sowohl für Saccani als auch für Barzon vorbehalten, heute wird er sie bekannt geben. <h3> Aussage verweigert</h3>Architekt Saccani und seinem Kollegen Fabio Rossa legen die Ermittler zur Last, die Verbindung zwischen Unternehmertum und öffentlicher Verwaltung gewesen zu sein. Sie hätten eine wichtige Rolle bei der Erlangung von Ermächtigungen und Konzessionen bei Gemeinde und Land gespielt. Ihre Kontakte zu Beamten hätten sie genutzt, um zu verhindern, dass es Verzögerungen bei den Projekten der von den Fahndern mutmaßlichen kriminellen Vereinigung geben könnte. <BR /><BR />Auch 2 Trentiner, gegen die Haftbefehl erlassen worden war und die derzeit unter Hausarrest stehen, waren gestern vor den U-Richter geladen. Der Unternehmer Paolo Signoretti hat beim Garantieverhör von seinem Recht, die Aussage zu verweigern, Gebrauch gemacht. Weder er noch sein Verteidiger Giovanni Rambaldi stellten sich den Fragen der anwesenden Journalisten. Sie kündigten lediglich einen Antrag auf Aufhebung des Hausarrestes vor dem Freiheitsgericht an. In den vergangenen Tagen hatte Signoretti in einer Mitteilung sein „volles Vertrauen in die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden“ betont und beteuert, dass er „immer korrekt und im Einklang mit dem Gesetz gehandelt“ habe. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1106607_image" /></div> Die Ermittler verdächtigen Signoretti, Ansprechpartner für alle Mitglieder der mutmaßlichen kriminellen Vereinigung gewesen zu sein. Sie stellen ihn – im Trentino – auf dieselbe Ebene wie Heinz Peter Hager in Südtirol: Beide seien selbstständig in das wirtschaftliche und soziale Gefüge eingedrungen, indem sie wirtschaftliche Aspekte im Bereich von Bauspekulationen organisiert, wichtige Entscheidungen getroffen und anderen Mitgliedern Anweisungen gegeben hätten. <h3> Am Donnerstag wird Hager einvernommen</h3>Die Aussage verweigert hat auch der Ex-Senator und ehemalige Bürgermeister der Trentiner Gemeinde Dro, Vittorio Fravezzi. Auch er wird die Aufhebung seines Hausarrestes vor dem Freiheitsgericht beantragen. Fravezzi wird verdächtigt, die Anweisungen von Signoretti befolgt zu haben und vor Drohungen und Einschüchterungen nicht zurückgeschreckt zu sein. Den Ermittlern zufolge sei er ein Bezugspunkt für die mutmaßliche kriminelle Vereinigung gewesen, wenn es darum ging, das politische und institutionelle Gefüge im Gebiet um den oberen Bereich des Gardasees zu durchdringen. <BR /><BR />Am Donnerstag stehen die letzten Einvernahmen an: Vorgeladen sind Heinz Peter Hager und die Direktorin des Amtes für die Verwaltung des Gemeindegebietes Bozen, Daniela Eisenstecken.