Er appelliert an konsequenten Sonnenschutz und Selbstkontrolle, rät aber vor zu vielen Vorsorgeuntersuchungen ab. <BR /><BR />Ob ein Spaziergang in herrlicher Winterlandschaft, ein Skitag auf bestens präparierten Pisten oder eine zünftige Rodelpartie: Im Winter zieht es viele nach draußen, und das ist auch gut so, sagt der Primar der Dermatologie am Bozner Krankenhaus, Dr. Klaus Eisendle. „Sport und Aufenthalte im Freien sind für die Gesundheit sehr nützlich und dürfen keinesfalls aufgrund der Sorge vor Sonnenexposition eingeschränkt werden“, schickt er voraus. Aber es sollte auf einen korrekten Sonnenschutz geachtet werden. So wie im Sommer Wasser und Sand reflektiert im Winter der Schnee das Sonnenlicht. Es trifft also nicht nur von oben auf Haut und Augen, sondern auch von der Seite und unten. <BR /><BR />Im Winter gelten die gleichen Regeln wie im Sommer: Zur Mittagszeit und in der prallen Sonne sollte bei längeren Aufenthalten und vor allem bei sportlichen Aktivitäten ein Schutz der Haut durch Kleidung, Sonnenbrille und Sonnencreme erfolgen. „Das schützt auch vor Faltenbildung und hält die Haut jung. Das Altern der Haut ist nämlich zu 95 Prozent auf die UV-Belastung zurückzuführen“, betont der Facharzt. Nicht vergessen dürfe man den Schutz der Lippen – aber auch der Augen. „Auch um eine Schneeblindheit durch zu helles Licht zu vermeiden“, sagt Dr. Eisendle. Dabei werden Horn- und Bindehaut des Auges durch übermäßige UV-Strahlung gereizt, eine unangenehme und schmerzhafte Entzündung des Auges ist die Folge. <h3> Längere Bestrahlungen führen nicht zu mehr Vitamin D</h3>Wer gerade im Winter jeden Sonnenstrahl sucht, um die körpereigene Vitamin-D-Produktion anzukurbeln, der sollte wissen, dass es bei einem mitteleuropäischen Hauttyp reicht, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz 2- bis 3-mal pro Woche etwa 12 Minuten der Sonne auszusetzen. „Längere Bestrahlungen führen nicht zu mehr Vitamin D, sondern erhöhen lediglich die UV-Schäden“, sagt Dr. Eisendle. Er weist auch darauf hin, dass im Winter die für die Vitamin-D-Produktion durch die Haut notwendige UV-B-Strahlenintensität vermindert ist, weshalb ein Absinken des Vitamin-D-Spiegels durchaus häufig ist. Hier helfen die im Sommer angelegten Vitamin-D-Speicher über die kalte Jahreszeit. Zusätzlich könne das Einnehmen von Vitamin D im Winter nützlich sein. <BR /><BR />Das Reduzieren der UV-Exposition und das ganze Jahr über ein konsequenter Sonnenschutz – vor allem auch bei Kindern – sind für Dr. Eisendle die beste Vorsorge gegen Hautkrebs. Die Hautkrebsraten steigen nämlich seit Jahren massiv an „und sind zusammen mit den übermäßigen Muttermalkontrollen für das öffentliche Gesundheitssystem nicht mehr zu bewältigen“, schlägt der Primar Alarm. <h3>Zu viele unnötige Visiten blockieren das Gesundheitssystem</h3>Viele ließen sich derzeit unnötigerweise jedes Jahr oder noch häufiger Haut-Vorsorgeuntersuchungen von ihren Hausärzten verschreiben. Das sei ein Grund für die langen Wartezeiten. Derzeit werde laut Dr. Eisendle die Hälfte der dermatologischen Visiten von gesunden Patienten für ein Hautkrebsscreening in Anspruch genommen. Um das Gesundheitssystem zu entlasten und die Kapazitäten für die Versorgung der Kranken frei zu halten, wäre es wichtig, dass zunächst auf einen konsequenten Sonnenschutz geachtet werde und die Eigenkontrolle der Haut – selbst und/oder durch Zweite – regelmäßig erfolge. „Wichtig wäre, wenn jene beim Hautarzt vorstellig werden, die neue oder sich verändernde Hautläsionen bemerken“, sagt Dr. Eisendle. Für alle anderen reiche eine Vorsorgeuntersuchung alle 2 Jahre im Alter von 35 bis 65 Jahren. <BR /><BR />„Bei Menschen mit familiärer Belastung oder mit vielen Muttermalen kann eine häufigere Kontrolle notwendig sein, bei Menschen mit wenigen Muttermalen auch seltener – eine richtige Screeningfrequenz kann durch einen Hautarzt individuell erhoben werden“, erklärt der Primar. <BR /><BR />Er verweist auch darauf, dass sich die Überlebenschancen bei fast allen Tumorerkrankungen nicht unbedingt durch die Screeningprogramme, sondern durch die neuen Therapien deutlich verbessert haben. Allerdings seien viele neue Medikamente sehr teuer, in Italien nicht erhältlich oder werden dort erst nach einigen Jahren mit Hürden zugelassen. „Wenn wir die neuen, noch wirksameren Therapien bezahlen wollen, wird in Zukunft eine Umschichtung notwendig werden. Hier wird eine aufrichtige und ehrliche Diskussion notwendig werden über Kosten, Nutzen und Risiken von Screeningprogrammen – insbesondere was das Risiko von Überdiagnosen anbelangt – sowie nicht mehr bezahlbarer hochwirksamer überlebensverlängernder Therapien und den Verbrauch dringend notwendiger medizinischer Personalressourcen.“