Mittwoch, 30. August 2023

Dem Südtiroler Handwerk geht es gut, aber…

Die Stimmung im Südtiroler Handwerk ist gut, doch es gibt einige Signale, dass sich die Konjunktur abkühlen wird: Darauf machte die Führungsspitze des Wirtschaftsverbandes für Handwerk und Dienstleister (lvh) am Mittwoch aufmerksam. Und sie erklärte, wo es anzusetzen gelte, um den Betrieben zu helfen.

Das Südtiroler Handwerk will sich auch beim Klimaplan einbringen – und das sei auch wichtig, so lvh-Chef Martin Haller. „Denn ohne das Handwerk werden wir die Ziele nicht erreichen.“ - Foto: © Shutterstock / shutterstock


Wo steht das heimische Handwerk? Welche Themen brennen ihm unter den Nägeln? Auf diese und ähnliche Fragen gab die Verbandsspitze im Rahmen eines „Sommergespräches“ Antwort.

„Das Handwerk hat sich nach der Coronakrise gut erholt, die Stimmung ist gut – das Handwerk hat nach wie vor goldenen Boden“, betonte Präsident Martin Haller.

Der Rückgang der Baukonzessionen ist bedenklich. Das bedeutet einen Investitionsstopp.
Martin Haller, lvh-Präsident

Aber es gebe einige Anzeichen, dass die Lage schwieriger werden dürfte. Vor allem bei den unzähligen kleinen Betrieben – Südtiroler Handwerksbetriebe haben im Schnitt an die 3 Mitarbeiter – mache sich Unsicherheit breit, wie sich die Geschäfte in den nächsten Monaten entwickeln werden.

„Auf der einen Seite die höheren Kreditzinsen und die nach wie vor hohe Inflation, auf der anderen Seite geopolitische Unsicherheiten - das alles schlägt sich auf den Konsum nieder“, erklärte Haller. Frisöre und Schönheitspfleger würden bereits einen Konsumrückgang feststellen. Ebenso die Bauwirtschaft. „Der Rückgang der Baukonzessionen ist bedenklich.“ Das bedeute einen Investitionsstopp.

„Wir brauchen schlanke Verfahren“

Doch was ist aus Sicht des lvh nun zu tun?
Geeignete Rahmenbedingungen schaffen, betonte der Verbandspräsident. Will heißen: vor allem – wie schon unzählige Male gefordert - Bürokratie reduzieren. „Da sehen wir viel Verbesserungspotenzial.“ Es brauche klare Gesetze und schlanke Verfahren.

So sei etwa die Antragstellung von Baugenehmigungen über den Einheitsschalter für das Bauwesen (SUE/ESB-Schalter) „sehr aufwändig“, bemängelte Haller.

In vielen Dingen brauchen wir einen Turbo. Viele Verfahren sind zu langwierig und bedeuten ein zusätzliches Gewicht für die Betriebe.
Hannes Mussak, lvh-Vizepräsident


Dasselbe gelte, wenn Betriebe sich für öffentliche Aufträge bewerben wollten. „Auch mit dem neuen Dekret stellen wir mehr Aufwand fest, man hat den Eindruck, dass immer Auflagen dazukommen. Das führt dazu, dass Betriebe gar keine öffentlichen Aufträge mehr übernehmen wollen“, so der lvh-Chef.

„Wir müssen aber die lokale Wertschöpfung stärken und nicht mit unnützen Auflagen und Regelungen schwächen.“

In dieselbe Kerbe schlug auch lvh-Vizepräsident Hannes Mussak: „In vielen Dingen brauchen wir einen Turbo. Viele Verfahren sind zu langwierig und bedeuten ein zusätzliches Gewicht für die Betriebe.“

Fachkräftemangel: Frauen und Pensionisten als wichtige Ressource

Einmal mehr forderte der lvh auch eine Neuauflage des Rotationsfonds. „Es handelt sich dabei um ein wertvolles Finanzierungselement, das bereits in der Vergangenheit stark von Handwerksbetrieben - gerade kleinstrukturierten - genutzt wurde. Jetzt ist der Moment, diesen wieder zu aktivieren“, unterstrich Mussak.

Ein wichtiges Thema bleibt auch der Fachkräftemangel. Dass jüngst der Weg frei gemacht worden sei, um jungen Menschen schon ab 14 Jahren Praktika zu ermöglichen, bezeichnete der lvh-Vizepräsident als „große Chance.“

In puncto Energiewende stehen wir vor großen Herausforderungen. Das Handwerk ist bereit mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen.
Giorgio Bergamo, lvh-Vizepräsident


Darüber hinaus sei es aber auch wichtig, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, um mehr Frauen für einen Wiedereinstieg in den Job zu gewinnen.

Und auch für Rentner sollte man laut Mussak attraktive Rahmenbedingungen schaffen, damit sie nach ihrer Pensionierung gern weiterarbeiten. „Für die Unternehmen stellen diese Personen - gerade in Zeiten des Fachkräftemangels – wichtige Arbeitskräfte dar. Wo gewünscht, sollte es gelingen diese wertvollen Mitarbeiter weiter zu beschäftigen, ohne dass für sie Nachteile entstehen.“

Ein weiteres Thema, das dem Handwerk unter den Nägeln brennt, ist die Energiewende. „Hier stehen wir vor großen Herausforderungen. Das Handwerk ist bereit mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen. Erforderlich dabei sind Kooperation und Partnerschaften, nur gemeinsam können Transformationsprozesse gelingen“, betonte lvh-Vizepräsident Giorgio Bergamo.

Und lvh-Chef Haller appellierte an die Politik, das Handwerk auch beim Klimaplan miteinzubinden. „Denn ohne das Handwerk werden wir die Ziele nicht erreichen.“

gam

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