Montag, 2. Oktober 2023

Erinnerung: 100 Jahre seit dem Verbot der muttersprachlichen Schule

Am gestrigen 1. Oktober jährte sich zum 100. Mal das Inkrafttreten der „Lex Gentile“. Es war jenes Gesetz, mit dem der damalige Unterrichtsminister Giovanni Gentile verfügte, dass in allen Volksschulklassen Italiens der Unterricht nur mehr in der Staatssprache erteilt werden durfte. Das betraf auch Südtirol: Deutschsprachige Lehrer wurden durch italienischsprachige ersetzt, in der Schule wurde fortan und für 16 Jahre eine fremde Sprache gesprochen. Der Südtiroler Schützenbund erinnerte an den für Südtirols Schule traurigen Tag gestern Abend auf dem Silvius-Magnago-Platz vor dem Landtag.

Eine Kerze für jeden der 500 Südtiroler, die sich in den Katakombenschulen unter großem Risiko dafür eingesetzt haben, dass Südtiroler Kinder in den 16 Jahren, in denen Deutsch an den Schulen verboten war, wenigstens etwas in ihrer Muttersprache lesen und schreiben lernen konnten. - Foto: © Schützenbund

„Gegen Faschismus, für Tirol“ war das Schlagwort. Nach einem historischen Rückblick gedachte eine Abordnung der Schützen der Lehrerinnen und Lehrer der Katakombenschulen.

Jede Schützenkompanie entzündete eine Kerze für je eine Katakombenlehrerin bzw. einen Katakombenlehrer vor der Tafel, die alle über 500 Beteiligten am Katamkombenunterricht anführte. - Foto: © Schützenbund



Um den Kindern weiterhin einen Unterricht in der Muttersprache zu ermöglichen, wurde damals ein Netz an Untergrundschulen, also an geheimen Schulen, gegründet, in denen Tausende Südtiroler Schüler von engagierten Lehrkräften weiterhin in der deutschen Sprache unterrichtet wurden.

Landeskommandant Roland Seppi bei der Begrüßung. Die historische Einordnung gestaltete Kulturreferent Martin Robatscher. Der stellvertretende Landeskommandant Christoph Schmid trug das Manifest vor. - Foto: © Schützenbund

„Blicken wir einerseits mit Demut und Dankbarkeit zurück und seien wir diesen fast 500 Lehrkräften, mit ihrem selbstlosen Einsatz ganz einfach dankbar. Dieser schmutzigen Epoche gebührt ein Mahnmal und den heldenhaften Lehrern in den Katakombenschulen, ein Denkmal, mitten in Bozen“, sagte Landeskommandant Roland Seppi. „Für dessen Errichtung sollen sich alle Parteien und alle drei Volksgruppen gemeinsam einsetzen.“ Dieses Anliegen gehöre in das nächste Koalitionsabkommen.

„Stärkt und investiert in unsere Schulen“

„Heute sind es nicht nur mehr boshaft gesteuerte Gefahren, denen wir entgegentreten müssen. Schleichende und mit viel Geschick eingefädelte Unterwanderung sowie oft auch eigene Sorglosigkeit in unserer deutschen Schule, sind eine dauerhafte Gefahr. Daher wünsche ich mir von der Politik unserer Volksgruppe ein achtsames Auge. Stärkt und investiert in unsere Schulen, indem ihr auch unsere Lehrer stärkt. Mit allen pädagogischen, materiellen und finanziellen Mitteln“, sagte der Landeskommandant.

Mit der Verlesung eines Manifestes ging die Gedenkveranstaltung der Schützen gestern Abend in Bozen zu Ende.

stol

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