Mittwoch, 27. September 2023

Künstliche Intelligenz am kreativen Arbeitsplatz

Künstliche Intelligenz – ein Begriff, der heute allgegenwärtig ist: Ob Daten analysieren oder informative Texte verfassen – die meisten von uns haben das ein oder andere Tool bereits im privaten und beruflichen Alltag getestet. Doch inwieweit kann KI auch in kreativen Berufen angewandt werden und uns das Leben leichter machen?

Ein aktueller Werbeaufsteller in Südtirols Kinos.

Beim Werbe- und Medienunternehmen First Avenue aus Bozen experimentiert man gerne mit den neuesten Technologien und Innovationen. Wir haben mit deren Art Directors Manuel Unterkofler und Carmelo Ferreri gesprochen und sie zu ihren Erfahrungen mit KI im Arbeitsalltag befragt.

Erzählt uns von eurem ersten Kontakt mit künstlicher Intelligenz bei der täglichen Arbeit.
Manuel: Das war eine aufregende Zeit! Die Integration von KI begann für mich Ende 2022 mit ersten grafischen Experimenten für unsere neue Website, die diesen Sommer gelauncht wurde. Seitdem ist KI ein wesentlicher Bestandteil meiner täglichen Arbeit.
Carmelo: Bei mir war es ähnlich: Vor ein paar Jahren hatte ich bereits erste Berührungspunkte mit KI, um kreative Prozesse zu vereinfachen – lange bevor ChatGPT in aller Munde war. Die Ergebnisse waren damals allerdings noch sehr rudimentär und nicht ohne aufwendige, manuelle Nachbearbeitung nutzbar.

Wie überrascht wart ihr von den ersten Resultaten?
Manuel: Anfangs war ich skeptisch, aber die KI-generierten Bilder überraschten mich positiv. Sie brachten eine erfrischend neue visuelle Dimension in unser Projekt ein. Natürlich bedurfte es einiger kleiner Feinabstimmungen, aber im Großen und Ganzen waren wir begeistert.

Was waren die größten Herausforderungen?
Carmelo: Es gab einige! Auf technischer Seite war die Auflösung eines der Hauptprobleme. KI-basierte Bilder waren damals oft verpixelt und das war frustrierend. Wir mussten ja sicherstellen, dass die Bilder gestochen scharf und professionell aussehen. Aber es gab auch kreative Herausforderungen. Manchmal produzierte die KI unerwartete Dinge, wie blaue Bäume, unrealistische Gesichter oder Hunde mit fünf Pfoten! Das erforderte Fingerspitzengefühl, um sicherzustellen, dass die KI unsere kreativen Absichten verstand.

Verwendet ihr künstliche Intelligenz auch bei Außenwerbe- und Printkampagnen?
Manuel: Absolut! Die Technologie hat im letzten halben Jahr einen deutlichen Sprung gemacht und mittlerweile sind auch Auflösungen möglich, die sich großformatig ausdrucken lassen. Zuletzt zu sehen bei der Citylight Poster-Kampagne für 'Mein Handwerker'. Hier kam KI zum Einsatz, um einige Elemente zu erstellen. Das erlaubte uns, ein breites Spektrum kreativer Ideen zu erkunden und umzusetzen. Die KI-generierten Bilder gaben der Kampagne eine einzigartige Note, die Aufmerksamkeit erregte und Neugier weckte. Es war tatsächlich schwierig zu erkennen, welche Poster KI-basierte Elemente enthielten und welche nicht.

Diese beiden City Light Poster sind seit einiger Zeit an Südtirols Bushaltestellen zu sehen. Die Motive im Hintergrund – der Schmied und die Töpferin – sind keine echten Personen, sondern KI-generierte Bilder. Die Gesamtkomposition des Posters wurde jedoch von den Grafikern von First Avenue erstellt.



Wo seht ihr noch Raum zur Verbesserung in den aktuellen KI-Programmen und -Werkzeugen?
Carmelo: Die Herausforderung besteht darin, Bilder vollkommen autonom zu generieren, die fein auf die kreative Vision abgestimmt sind. Auch das Verständnis komplexer Zusammenhänge und die Darstellung von Emotionen oder abstrakter Konzepte sind noch Herausforderungen für die KI. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese Hürden überwinden werden.

Was sind jüngste Beispiele euerer Arbeit?

Carmelo: Ein weiteres Beispiel ist ein Aufsteller für Kinowerbung. Er sollte auffällig sein, mit Bezügen zu Blockbustern, aber gleichzeitig auch den lokalen Bezug vermitteln. Der Zwölferturm ist rein fiktiv, ebenso wie der Seekofel als Hintergrund für den Pragser Wildsee. Man erkennt sofort, dass es sich um einen Fake handelt, und vielleicht gerade deshalb findet man es originell. Du schaust genauer hin, achtest auf Details und fragst dich, wie das gemacht wurde. Das angestrebte Ziel, die Aufmerksamkeit zu erlangen, wurde in jedem Fall erreicht.

Aktueller Werbeaufsteller in Südtirols Kinos – weitgehend sind die Elemente mit künstlicher Intelligenz erstellt. Trotz dem lokalen Bezug und der Wiedererkennung, ist sofort erkennbar, dass es sich um einen Fake handelt.



Wie seht ihr die Rolle von KI bei der Unterstützung kleiner Unternehmen in der kreativen Welt und welche Vorteile könnten sie aus dieser Technologie ziehen?
Carmelo: Design ist ein komplexer und vielschichtiger Prozess. Forschung, Analyse, die Entwicklung einer Strategie und das Finden kreativer Lösungen sind anspruchsvolle Aufgaben, denen du als Designer gegenüberstehst. Du kannst jedoch diese maschinelle Unterstützung nutzen, um dich auf langweilige, repetitive und wenig kreative Aufgaben wie die Bildsuche, das Freistellen von Objekten oder die Anpassung von Dokumentengrößen zu konzentrieren.
Manuel: Solche Tools können besonders für kleine Unternehmen oder Unternehmen mit begrenzten Grafikressourcen äußerst nützlich sein. Sie ermöglichen kosteneffiziente und zeitsparende Kampagnenentwürfe – sei es für Plakate oder Bannerwerbung.

Glaubt ihr, dass KI eines Tages die menschliche Kreativität vollständig ersetzen kann?
Carmelo: Im Laufe der Geschichte haben sich die Werkzeuge verändert, aber kreative Arbeit wurde immer von intelligenten Menschen geleistet, die mit Hilfe von Werkzeugen ihr Können und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellten. Die künstliche Intelligenz ist bereits da, und wir nutzen sie schon seit Jahren auf verschiedene Weise. Wir sollten aufgeschlossen sein und diese Technologie nutzen, um besser und kreativer zu werden, während wir alle langweiligen Aufgaben den Maschinen überlassen. Das wird niemand bereuen.
Manuel: Die meisten KI-Systeme, die aktuell im Einsatz sind, wurden mit menschlicher Kreativität „gefüttert“ und trainiert. Aber dass wir deshalb in Zukunft nur noch KI-generierte Kunst in Museen oder Bibliotheken konsumieren werden, halte ich für unwahrscheinlich. Die menschliche Kreativität schöpft aus Emotionen, Erfahrungen und dem menschlichen Kontext. KI kann uns zweifellos unterstützen und inspirieren, aber die einzigartige Fähigkeit des Menschen, Emotionen und Empfindungen in Kunstwerke zu übersetzen, ist schwer ersetzbar. Das ist es, was uns unverzichtbar macht, und ich glaube, es wird immer so sein.


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stol

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