„Dieses Gefühl des Frühlingserwachens, aus dem Glück sich erhebt, will ich mir bewahren, bis der Frühling kommt“, sagt sich unsere Kolumnistin. <BR /><BR /><BR /><BR />Kühl durchhaucht und in die Erinnerung an den dunklen, kalten Winter getaucht, ist dieser Morgen in seiner glasigen Schönheit. Der letzte Rest der Nacht hängt noch mit ausgefransten Rändern am Himmelszelt.<BR /><BR /> Und wäre nicht der Hund gewesen, kein Hund hätte mich zu nachtschlafender Zeit aus den Federn und zum Spazierengehen außer Haus gebracht. Irgendwann dann, nachdem ich mich knurrend damit abgefunden habe, mit einem vor Freude hüpfenden Setter schlecht gelaunt durch die Gegend zu stapfen, ist da dieser Sonnenstrahl. <BR /><BR />Wie ein Pfeil aus gleißendem Licht sticht er durch die Wolkendecke und hat etwas so Erhabenes, Überirdisches, fast schon Sakrales an sich, das zum Innehalten gemahnte, und mir die Augen öffnet – für die Schönheit des Augenblicks, für das Lachen goldbrauner Hundeaugen und die ersten Knospen, die wie grünbraune Perlen auf den Ästen hocken und darauf warten, aufzubrechen, um den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen in Blatt und Blüte zu besingen. <BR /><BR />Den ganzen Tag muss ich daran denken, an diese altbekannte, so oft durchwanderte und doch so neu erscheinende Landschaft, die ich, zumindest für diesen kurzen, kostbaren Moment, mit dem Staunen eines Kindes gesehen habe. <BR /><BR />Später dann, am Nachmittag, ist der Himmel ein Opal und die Luft riecht nach Frühling – so intensiv, als wäre es schon Mai, so betörend, als gäbe es weder Sorgen noch Nöte. Hoffnung! Klar und unverfälscht, elektrisierend wie ein erster Kuss, süß wie wilder Honig – so viel Hoffnung bringt dieser Geruch nach Frühling mit sich, der Leben verheißt, unbeschwert und frei, wie es früher einmal war… <BR /><BR />Manchen sieht man es schon an. Nein, nicht den Verliebten im hormonellen Ausnahmezustand. Vor allem den Alten, die andere Lichter in den Augen tragen, ist dieser leise Triumph ins Gesicht geschrieben, wieder eine Lebensrunde geschafft zu haben… trotz alledem! Dieses Gefühl des Frühlingserwachens, aus dem Glück sich erhebt, will ich mir bewahren, bis der Frühling kommt. Und mit ihm die Hoffnung auf den Wandel.<BR />