Die Geschworenen müssen auch einen Eid leisten: Hier lesen Sie den Text!<BR /><BR />12 Geschworene, die bei einem Auswahlverfahren auch durchaus private Fragen beantworten müssen und von Staatsanwalt und Verteidigung abgelehnt werden können; Menschen, die tagelang im Hotelzimmer abgeschirmt werden, bis sie sich über ein Urteil einig sind – so kennt man es aus dem Kino aus US-Justizdramen.<BR /><BR />Nichts von all dem kommt auf jene Bürger zu, die in Italien und damit auch in Südtirol in Schwurgerichte berufen werden. Der Eid, den sie leisten, umreißt klar, was von ihnen erwartet wird: die Bestätigung der Wahrheit und der Gerechtigkeit (siehe Text unten).<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="732044_image" /></div> <BR /><BR /><b>Guter Leumund und zweisprachig</b><BR /><BR />In Italien setzt sich ein Schwurgericht bzw. Berufungsschwurgericht aus 2 Berufsrichtern (dem Vorsitzenden und dem Beisitzer) und 6 Geschworenen zusammen. Auch 3 bis 4 Ersatzgeschworene verfolgen den Prozess mit, damit sie einspringen können, falls Geschworene ausfallen sollten.<BR /><BR />Alle 2 Jahre erstellen bzw. aktualisieren Südtirols Gemeinden die Liste jener Bürger, die die Voraussetzungen für das Geschworenenamt erfüllen. Die Betreffenden müssen im Alter zwischen 30 und 65 Jahren und italienische Staatsbürger sein sowie einen guten Leumund bzw. eine anständige Lebensführung haben (der Strafauszug wird später überprüft). Erforderlich ist der Abschluss der Mittelschule (für Schwurgerichte) bzw. der Matura (für Berufungsschwurgerichte ) und – bei uns – der Zweisprachigkeitsnachweis. <BR /><BR /><b>Eid verpflichtet zur Geheimhaltung</b><BR /><BR />Doch nicht jeder kann Geschworener werden. Richter oder höhere Beamte im aktiven Justizdienst können das Amt nicht übernehmen, ebenso Geistliche und Mitglieder von Orden oder Kongregationen sowie Angehörige der Streitkräfte oder irgendeines Polizeiorgans. <BR /><BR />Zurück zur Liste der Gemeinden: Diese wird dem Landesgericht übermittelt, dort werden daraus zunächst 500 Namen ausgelost, und aus diesen wiederum 50 für die engere Auswahl. Die ersten 30 bis 35 Personen in der Reihenfolge der Ziehung werden dann vorgeladen – für die potenziellen Geschworenen im Prozess gegen Benno Neumair ist es am 14. Februar so weit. Die Berufsrichter klären mit jedem einzelnen ab, ob es Vereinbarkeitsprobleme geben könnte – beispielsweise, falls der Geschworene mit dem Angeklagten verwandt oder bekannt ist oder Kontakte zu den Rechtsanwälten im Verfahren pflegt. <BR /><BR /><b>Geschworenenamt ist Bürgerpflicht</b><BR /><BR />Kein Hinderungsgrund ist hingegen, wenn jemand einfach keine Lust hat, Geschworener zu sein. Das Amt ist nämlich eine Bürgerpflicht: Wer gerufen wird, muss erscheinen. Nur aus schwerwiegenden medizinischen oder familiären Gründen können Bürger vom Amt freigestellt bzw. entbunden werden. <BR /><BR />Geschworene enthalten eine Entschädigung: Der Tagessatz ist vom Gesetz festgelegt, derzeit 25,82 Euro pro Diensttag. Freiberufler oder Angestellte, die in den Tagen, in denen sie das Amt ausüben, kein Recht auf ein Entgelt haben, erhalten 51,65 Euro. <BR /><BR />Ganz wichtig: Geschworene sind verpflichtet, das Amtsgeheimnis zu wahren, das heißt, sie dürfen nicht mit Außenstehenden über den Prozess sprechen. Wenn sich das Schwurgericht zur Abstimmung zurückzieht, sind die Ersatzgeschworenen nicht mehr dabei. Die Stimme der beiden Berufsrichter hat dasselbe Gewicht wie die jedes einzelnen der 6 Geschworenen. Sollte sich Stimmengleichheit ergeben (4 Ja- und 4 Neinstimmen), fällt die Entscheidung automatisch zugunsten des Angeklagten.<BR /><BR /><BR />DIESEN EID LEISTEN DIE GESCHWORENEN<BR /><BR />„Mit dem festen Willen, meine Pflicht als Ehrenperson zu erfüllen und mir der höchsten moralischen und bürgerlichen Bedeutung des Amtes, das mir das Gesetz anvertraut, bewusst, gelobe ich, Beweise und Gründe der Anklage und der Verteidigung aufmerksam anzuhören und gewissenhaft zu prüfen, meine innerste Überzeugung durch rechtschaffene, unparteiliche Beurteilung zu bilden und die Stimme jeder Ab- und Zuneigung von meinen Gefühlen fern zu halten, damit das Urteil so ausfalle, wie es die Gesellschaft erwartet: Bestätigung der Wahrheit und Gerechtigkeit. Ich gelobe weiters, das Geheimnis zu wahren.“