Sich einzuigeln, sich aus der Gesellschaft zurückzuziehen, war nie eine Option für Evelyn Tasser, auch nicht, als sie ihre Haare verlor. Perücken haben ihr sehr geholfen, die schlimme Zeit zu überstehen. Und nun hat sie etwas ganz Besonderes damit getan. <BR /><BR />Von Anfang an hat Evelyn versucht, die modernen Medien zu nutzen um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, ihre Gefühle mitzuteilen und vor allem Mut zu machen. <BR /><BR /> Ihr größtes Anliegen war und ist es, Frauen aufzurufen, ihren Körper zu beobachten und wenn ihnen etwas eigenartig vorkommt, nicht zu zögern und zum Arzt zu gehen. Als Evelyn bei der Selbstkontrolle durch Abtasten den kleinen Knoten fand, hatte die erste Pandemiewelle gerade richtig Fahrt aufgenommen. Hier nicht nachzugeben, nichts auf die lange Bank zu schieben, sondern sich so schnell als möglich untersuchen zu lassen, war eine ihrer wichtigsten Botschaften, nachdem sie die Diagnose Krebs bekommen hatte. <BR /><BR />Heute, fast genau 2 Jahre später , hat sie einen schweren Leidensweg hinter sich, blickt aber mit ungebrochenem Optimismus nach vorne. Auch wenn die Hormone ab und zu immer noch ein bisschen verrückt spielen, hat sie sich mit einer bemerkenswerten Aktion von ihrem Krebs verabschiedet und den Neustart begonnen: Sie hat Perücken, die sie während ihrer Chemotherapie gekauft hat an andere Frauen verschenkt, weil sie weiß, welcher Einschnitt im Leben einer Krebspatientin der Verlust der Haare bedeutet.<BR /><BR />„Mama kann die Haare wegzaubern“, diesen Satz ihrer Kinder wird sie so schnell nicht wieder vergessen, erzählt Evelyn. „Vor etwa 2 Jahren fing alles an. Die Brustoperation, die erste Chemo, der beginnende Haarausfall und somit auch das Abrasieren der Haare und der damit verbundene Perückenkauf“, erinnert sich Evelyn.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="732062_image" /></div> <BR /><BR />„Ich weiß noch wie fasziniert meine Buben waren, als sie sahen dass ich die Perücken aufsetzen konnte und auch wieder wegzaubern“. In der Zeit ihrer Chemotherapie waren ihr die Perücken eine große Stütze. „Ich fühlte mich damit einfach viel wohler, weiblicher und beschützt. Mit 27 Jahren und einer Glatze; klar dass man die Blicke auf sich zieht“.<BR /><BR />Eine Perücke zu tragen war für sie deshalb ein Schutz vor Blicken, ein Schutz davor, sich nicht auf unangenehme Gespräche einlassen zu müssen. „Viele hatten gar nicht bemerkt dass es nicht meine eigenen Haare waren“. Mit der Zeit wurde sie lockerer. Sie kaufte sich eine zweite und eine dritte Perücke, „einfach um verschiedene Looks auszuprobieren und zu experimentieren“. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="732065_image" /></div> <BR /><BR />Jetzt, ein Jahr nach dem Ende ihrer Chemotherapie, hat Evelyn allen Mut zusammengenommen und sich von ihren Perücken getrennt. So wie sie während ihrer ganzen Krankheitsphase mit vielen Betroffenen in Kommunikation stand, wollte sie auch diesen Schritt mit und für andere tun. „Ich habe die Perücken an Frauen mit dem selben Schicksal verschenkt, in der Hoffnung dass sie ihnen, so wie es bei mir war, eine kleine Stütze in dieser schwierigen Lebensphase sind“, sagt Evelyn.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="732068_image" /></div> <BR /><BR />„Ich habe gelernt, meinen Körper wieder zu vertrauen und stehe wieder mit beiden Beinen fest im Leben. So konnte ich diesen letzten Schritt wagen. Ich habe mich so oft beim Gedanken ertappt, die Perücken zu behalten, denn was wenn ich sie noch einmal brauche? Was ist wenn der Krebs zurückkommt? Immer wenn ich die Perücken sah, kamen diese Fragen auf. Das wollte ich ändern. Jetzt fühle ich mich um so vieles leichter“.<BR /><BR />Sie habe abschließen und ein neues Kapitel in ihrem Leben beginnen können, „ein Kapitel voller Lebensfreude und Hoffnung“, wie sie selber sagt.<BR />