Dienstag, 24. Oktober 2023

Es braucht eine neue Politik für Südtirol

Endgültig vorbei sind die Zeiten der SVP-Alleinherrschaft in Südtirol. In dieser Legislatur muss sich die Sammelpartei eine andere deutsche Partei in das Regierungsboot holen. Die Italiener sitzen ja dort von Gesetz wegen, um den ethnischen Proporz auch in der Regierung zu gewährleisten. Ein Leitartikel von Chefredakteur Toni Ebner.

Toni Ebner: „Endgültig vorbei sind die Zeiten der SVP-Alleinherrschaft in Südtirol.“ - Foto: © ÖA / jaidermartina

Brautschau bei der deutschen Opposition ist angesagt, um weiterregieren zu können. Jetzt hat die Stunde der Opposition geschlagen. Über 60 Jahre lang hat die SVP ihre politischen Gegner im Landtag ausgebremst, belächelt und abfällig behandelt. Nun muss genau dort um eine Braut geworben werden.

Bevor Sie weiterlesen, stimmen Sie ab:


Der Preis für das Koalitionsversprechen mit der Auserwählten wird hoch sein, weil der Bräutigam arg gebeutelt aus dieser Wahl hervorgegangen ist. Der Spitzenkandidat hat die 3. Landtagswahl verloren und mit dem Parteiobmann seit 2013 insgesamt 5 Landtagsmandate eingebüßt, 50.000 SVP-Stimmen (-13,6 %) verloren und das schlechteste Vorzugsstimmenergebnis eingefahren. Gewinner schauen anders aus!

Aber vielleicht kehrt Demut im Palais Widmann und in der Brennerstraße ein. Vielleicht sieht man ein, dass Südtirol eine andere Art Politik braucht.

Der Spitzenkandidat hat die 3. Landtagswahl verloren und mit dem Parteiobmann seit 2013 insgesamt 5 Landtagsmandate eingebüßt.
Toni Ebner, Chefredakteur


Es muss dem letzten SVP-Funktionär zu denken geben, wieso sich ein so massives Protestpotenzial im Lande entwickelt hat. Unser Land ist keine Insel der Seligen. Schaut hinter die Fassaden, wo versteckte Armut wohnt! Sucht die älteren Menschen, die mit ihrer kargen Pension nicht bis zum Monatsende kommen! Kümmert euch, damit Frauen unbehelligt durch unsere Straßen gehen können und ihre Männer nicht grundlos verprügelt werden! Ermöglicht unseren jungen Familien ein leistbares Wohnen! Sorgt für gerechte Löhne! Nehmt den Stadtbewohnern die Angst vor ungezügelter Zuwanderung! Verkürzt die Wartezeiten in unseren sonst gut funktionierenden Krankenhäusern! Befreit unsere Bergbauern vor der Geißel von Wölfen und Bären! Schränkt die überbordende Bürokratie ein! Verteilt die Gewinne der landeseigenen Stromgewinnung gerecht auf!

Die Südtirolerinnen und Südtiroler vertrauen der Alternative mehr als der guten alten Volkspartei, die dieses Land befriedet und zur Blüte gebracht hat.
Toni Ebner, Chefredakteur


Dies ist nur ein Teil der Wünsche, die die Wähler beschäftigt haben und die die „Dolomiten“ bei ihren Diskussionsabenden mit den Kandidaten gesammelt haben. Antworten erwarten sich die Südtiroler offensichtlich nicht mehr von der SVP, sondern von den bisherigen Oppositionsparteien und von Neugruppierungen, die mit wenig Programm, aber Pathos und Sprüchen Wähler gefischt haben. Ob dort die Lösungen der Probleme gefunden werden, ist fraglich.

Sicher ist nur, dass das Vertrauen in die Sammelpartei arg geschrumpft ist. Die Südtirolerinnen und Südtiroler vertrauen der Alternative mehr als der guten alten Volkspartei, die dieses Land befriedet und zur Blüte gebracht hat.

Südtirol braucht eine neue Politik! Die Sorgen des kleinen Mannes müssen wichtiger sein als irgendwelche komplizierte autonomiepolitische Spitzfindigkeiten, die man mit Rom aushandelt.

Vielleicht findet eine Mehrparteienkoalition die Lösungen. Zu hoffen wäre es. Wenn nicht, wird sich die Zersplitterung der Südtiroler Parteienlandschaft fortsetzen – zum Schaden für unser Land.

[email protected]

Mehr zu den Landtagswahlen lesen Sie hier.

stol

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden