Montag, 6. Mai 2024

Dieter Steger: „Die Leute haben uns als zerstrittenen Haufen wahrgenommen“

Dieter Steger ist der Mann, der es richten soll. Mit 95,47 Prozent zum neuen SVP-Chef gekürt, soll es sich mit ihm wieder lohnen, ein Volksparteiler zu sein: „Bürgermeister erhalten Vorzugsschiene zu Regierung und Landtagsfraktion, Ortsobleute zu den Bürgermeistern.“ Gesetze gehen wieder vorab durch die Partei. Anders als beim kulanten Achammer hat, wer nicht spurt, mit Konsequenzen zu rechnen.

Der neue SVP-Obmann: Dieter Steger (59).

Von:
Barbara Varesco
STOL: Herr Steger, mit 95,47 Prozent an die Spitze. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Dieter Steger: Das Ergebnis ist überwältigend, aber der Rucksack wird schwerer, denn die Erwartungshaltung ist enorm.

STOL: Warum wollen Sie einen Job, um den sich keiner reißt?
Steger: Ich hätte auch nie gedacht, nach 20 Jahren wieder um Zuspruch als Obmann zu bitten. Ich mache es, weil ich mein ganzes politisches Leben der Partei verdanke und etwas zurückgeben will. Und weil ich zutiefst vom Modell Sammelpartei überzeugt bin. In einer Welt, in der alles auseinanderdriftet, geht es nicht darum, Ideologien ins Schaufenster zu stellen, die polarisieren und ausgrenzen. Wir müssen einbinden. Die SVP hat viele Seelen in ihrer Brust. Einbinden mag mühsam sein, aber es ist der einzige Weg zum sozialen Frieden. Ideologisch geprägte Parteien können nicht einbinden. Uns in der SVP verbinden Werte und die sind wichtiger als rechts, links, oben und unten.

Die Leute haben uns als zerstrittenen Haufen wahrgenommen, weil sich Einzelne für wichtiger nahmen als das große Ganze.
Dieter Steger, SVP-Obmann


STOL: Bisher haben die vielen Seelen in erster Linie durch Streit geglänzt. Wird sich das ändern?
Steger: Es stimmt. Die Leute haben uns als zerstrittenen Haufen wahrgenommen, weil sich Einzelne für wichtiger nahmen als das große Ganze. Die Königsdisziplin ist aber der Kompromiss. Keiner hat die Wahrheit zu 100 Prozent gepachtet. In der SVP gibt es wie auf einer breiten Autobahn Platz für alle. Aber es gibt auch Leitplanken. Sollten sich Mandatare zum Schaden der Partei profilieren, wird diese nicht still sein, wie es oft war. Es muss und wird Konsequenzen durch die Parteigremien geben.

STOL: Reicht das, um die SVP nach vorne zu bringen?
Steger: Nein, das reicht nicht. Ich halte große Stücke auf die neue Landesregierung. Wir brauchen Lösungen für dringende Probleme wie leistbares Wohnen, Gesundheitsdienste und angemessene Löhne. Ich bin sicher, dass diese Regierung Lösungen vorlegt. Wir sind auf dieser Seite also eigentlich gut aufgestellt, wenn wir uns nicht selbst im Wege stehen.

Ein Treffen mit der Ortsgruppe ist gleich wichtig wie mit den Experten im eigenen Ressort.
Dieter Steger, SVP-Obmann


STOL: Sie sprachen in Ihrer Rede von einem Dreiklang...
Steger: Richtig. Wenn die Regierung gut arbeitet, ist das die halbe Miete, aber eben nur die halbe. Ich werde alles daran setzen, dass Leute wieder stolz darauf sind, bei der SVP als Ortsobmann oder Gemeindeverwalter tätig zu sein. Dazu muss der Dreiklang wieder funktionieren. Landesregierung und Landtagsfraktion müssen näher an die Ortsgruppen und Bürgermeister heran. Es muss ein privilegiertes Verhältnis, eine Vorzugsschiene zwischen den 3 Ebenen geben. Ein Treffen mit der Ortsgruppe ist gleich wichtig wie mit den Experten im eigenen Ressort.

STOL: Die Grabenkämpfe in der SVP ließen die interne Diskussion erlahmen. Entscheidungen wurden oft mitgeteilt, wenn sie bereits getroffen waren...
Steger: Es war nicht leicht mit 2 Jahren Corona, in denen sich Online-Sitzungen eingebürgert haben. Ich bin kein Freund von Online-Diskussionen. Beim Diskutieren muss man sich ins Gesicht schauen. Aber ja, die SVP wird sich wieder stärker in die Landespolitik einbringen. Wenn die Landesregierung gut arbeitet, ist das die halbe Miete. Arbeitet sie schlecht, bleibt das an der Partei hängen. Wir müssen Themen auch kontrovers diskutieren, dann aber zu gefundenen Lösungen stehen. Der Aufschwung kommt, wenn alle etwas weniger an sich selbst und mehr ans Gesamte denken.

Die Partei sind wir alle und sie muss am Ende die Folgen tragen.
Dieter Steger, SVP-Obmann


STOL: Und Sie denken, die Landesregierung lässt sich so einfach an die Kandare nehmen?
Steger: Ich rede nicht von Kandare, sondern enger Zusammenarbeit. Die Partei sind wir alle und sie muss am Ende die Folgen tragen. Wir haben eine super Regierung und sie wird die Einladung annehmen.

STOL: Philipp Achammer sagt immer, sein Verhältnis zum Landeshauptmann sei besser als die Medien schreiben. Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen und Kompatscher?
Steger: Unser Verhältnis passt gut. Korrekt und professionell.

STOL: Im Juni sind Europawahlen, in einem Jahr Gemeindewahlen. Ihr Ziel?
Steger: Ergebnisse halten und wenn möglich zulegen. Europa gibt gerade einer Minderheit wie uns Sicherheit. Wir stehen ohne Wenn und Aber zu Europa und ich hoffe, dass viele zur Wahl gehen und uns unterstützen.

STOL: Wer verhandelt künftig in Rom? Obmann oder der Landeshauptmann?
Steger: Jeder nimmt seine Rolle wahr, also beide. Die ethnische Klammer mag zwar schwächer geworden sein, trotzdem bleibt der Zusammenhalt für eine Minderheit in einem fremden Staat grundlegend. Man weiß nie, was kommt.
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