Montag, 13. Mai 2024

Gazprom schreibt rote Zahlen

Russlands staatlicher Gaskonzern Gazprom, einst das wertvollste Unternehmen des Landes, kämpft mit der Kundenabwanderung infolge des Angriffskriegs auf die Ukraine. Das eingebrochene Gasgeschäft mit Europa trug dazu bei, dass der Energiekonzern erstmals seit 1999 ein Geschäftsjahr mit einem Verlust beendete: 2023 betrug der Fehlbetrag laut Nachrichtenagentur Reuters 6,5 Milliarden Euro.

Gazprom beendet erstmals seit 1999 ein Geschäftsjahr mit Verlusten. - Foto: © APA/AFP / KIRILL KUDRYAVTSEV

Gazproms Versuche, die Lücken durch mehr Verkäufe im Heimatmarkt und mit Lieferungen nach China zu schließen, haben nur begrenzten Erfolg.

Michal Meidan, Expertin für China beim Oxford Institute for Energy Studies, glaubt nicht, dass die Volksrepublik den einst hochprofitablen Gasmarkt Europa ablösen kann. „China ist für Russland ein Absatzmarkt, aber mit viel niedrigeren Preisen und Umsätzen als Europa.“ Gazprom könnte daher vor einer längeren Geschäftsflaute stehen.

Gaslieferungen gingen stark zurück

Europa, vor allem aber Deutschland, war über Jahrzehnte der größte Absatzmarkt für Erdgas aus Sibirien und weiteren Regionen Russlands. Dies hat sich mit dem seit 2022 tobenden Krieg in der Ukraine verändert.

Russland hat nach Daten von Gazprom und Reuters-Berechnungen im ersten Kriegsjahr 2022 auf verschiedenen Routen noch rund 63,8 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa exportiert. 2023 gingen die Lieferungen um mehr als die Hälfte auf 28,3 Milliarden Kubikmeter zurück.

Geschäft mit China eher schleppend

Russland hat sich aufgrund des Einbruchs auf dem europäischen Markt China zugewandt. Seit 2019 pumpt Russland durch die Pipeline „Power of Siberia“ Gas in die Volksrepublik. Bis 2030 sollen jährlich 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach China strömen. Hierzu sollen auch neue Pipelines beitragen. Allerdings kommen die Planungen zum Teil nur schleppend voran, weil man sich über den Preis und andere Dinge nicht einig wird.

Selbst wenn Gazprom alle Pipeline-Projekte realisiert, wären die Umsätze mit China deutlich niedriger als mit Europa: Nach Angaben des in Moskau ansässigen Handelsbüros BCS beliefen sich die Einnahmen von Gazprom aus Gasverkäufen nach Europa im Zeitraum 2015 bis 2019 auf durchschnittlich 3,3 Milliarden Dollar pro Monat.

Die Einnahmen aus den Gaslieferungen nach China liegen nach Reuters-Berechnungen für das gesamte Jahr 2023 eher bei 6,5 Milliarden Dollar – wenn man den vom russischen Wirtschaftsministerium angegebenen Preis von 286,9 Dollar je 1000 Kubikmeter für die 22,7 Milliarden Kubikmeter Gas anlegt, die Gazprom im vergangenen Jahr an die Volksrepublik geliefert hat.

apa/reuters

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