Dienstag, 13. Juni 2023

Mit dem Oldtimer zum Nordkap: „Werde ihnen einen Streich spielen“

Marco Bagozza aus Gröden ist kürzlich in Pension gegangen und will nun seinen Kindheitstraum erfüllen: Mit seiner 60 Jahre alten „Bianchina“ zum Nordkap in Norwegen zu fahren. Im Gepäck hat er viel Wein, Südtiroler Speck und eine aufgeblasene Luftmatratze, auf der er notfalls übernachten will. Am Nordkap angekommen, will er mitten in der Nacht seinen Plan durchziehen.

Marco Bagozza will seinen Kindheitswunsch erfüllen: Mit seiner Bianchina wird er zum Nordkap fahren. - Video: stol

Von:
Matteo Tomada
STOL: Herr Bagozza, wie sind Sie auf die schräge Idee gekommen, mit einer 60 Jahre alten „Bianchina“ zum Nordkap zu fahren?
Marco Bagozza: Ich bin ein großer Fan von Oldtimern. Schon in meiner Kindheit hatte ich den Wunsch, mit einem solchen bis zum Nordkap zu fahren. Im Leben kommt aber vieles dazwischen, wie Familie und Arbeit. Wer kann da schon mehrere Wochen ausbleiben? Nun sind meine Kinder erwachsen und ich seit kurzem in Rente. Zeit, meinen Traum zu erfüllen.


Heutzutage kaum vorzustellen: Früher gehörte das Auto zu den geräumigeren.



STOL: Was sind die Herausforderungen, mit einem Oldtimer eine so weite Strecke zu fahren?
Bagozza: Es gibt Unmengen an Herausforderungen. Der Motor ist luftgekühlt, das heißt, er könnte überhitzen. Ich möchte deswegen nicht länger als 200 Kilometer am Stück fahren. Auch der 20-Liter-Tank würde nicht länger halten. In den nördlichen Ländern ist der kleine Tank ein großes Problem, da es nur wenige Tankstellen gibt. Außerdem fährt das Auto nicht schneller als 85 Kilometer pro Stunde: ein Problem auf der Autobahn. Ich bin aber zufrieden, wenn der Motor hält. Das Auto wurde nämlich nicht für so lange Strecken konzipiert.



STOL: Wofür wurde es gebaut?
Bagozza: Das Auto war als Familienauto gedacht, weil es für die damaligen Verhältnisse sehr geräumig war. Viele Handwerker kauften es wegen des „großen“ Kofferraums. Das kommt mir jetzt auch zugute, weil ich darin schlafen und trotzdem einiges an Gepäck mitnehmen kann.


Mich würde es wundern, wenn ich über Nacht nicht eingeladen werde.
Marco Bagozza



STOL: Wäre ein größeres, modernes Auto nicht die bessere Alternative?
Bagozza: Ich habe mich in den Oldtimer verliebt. Außerdem glaube ich nicht, dass ich oft im Auto übernachten werde: Mit diesem Auto sprechen Leute einen sicher an und grüßen, auch weil sie die italienische „Bianchina“ in Norwegen nie gesehen haben. Außerdem habe ich Südtiroler Wein und Speck dabei. Mich würde es deshalb wundern, wenn ich über Nacht nicht eingeladen werde. Wenn es trotzdem nicht klappt, habe ich einen kuscheligen Schlafsack, der auch bei minus 30 Grad warm hält.


Das Nordkap ist der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas. Im Bild: Die geplante Route von Bagozza. - Foto: © privat




STOL: Über welche Route fahren Sie zum Nordkap?
Bagozza: Ich fahre über die Autobahn bis nach Norddeutschland, auch wenn das die Sattelschlepperfahrer ärgern wird, da sie schneller fahren möchten als 85 Kilometer pro Stunde. Am 15. Juni fährt meine Fähre von Rostock weg, die mich nach Trelleborg in Schweden führt. Von dort fahre ich nach Stockholm und von dort über Lappland zum Nordkap. Auf der Rückfahrt fahre ich über die Lofoten und die Fjorde Norwegens. Das dauert etwas länger. Insgesamt werde ich rund 5 Wochen unterwegs sein.

STOL: Was wollen Sie am Nordkap?
Bagozza: Das dürfte ich jetzt nicht verraten. Am Nordkap gibt es den bekannten Globus, der bewacht wird und mit dem Auto deswegen nicht erreichbar ist. Ich will aber trotzdem ein Beweisfoto des Globus mit meinem Oldtimer machen.


Der Globus ist das Wahrzeichen des Nordkaps. - Foto: © Arnd Petry




STOL: Geht es Ihnen nur ums Beweisfoto?
Bagozza: Natürlich nicht. Auf meiner Reise möchte ich viele Menschen kennenlernen. Ich liebe es, in Gesellschaft zu sein, erzähle gerne und höre gerne zu. Deswegen nehme ich auch viele Flaschen Wein und Speck mit.

Marco Bagozza startet am heutigen Dienstag, den 13. Juni von St. Ulrich in Richtung Nordkap. Er wird uns auf dem Laufenden halten und über sein Abenteuer berichten. Die STOL-Redaktion wünscht gute Reise!

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden