Freitag, 3. Mai 2024

Blick ins Kino: Andrea und Maria

Zwei Mal Blick ins Kino: Birgit Minichmayr hatte einen guten Start ins Kino-Jahr 2024. Bei der heurigen Berlinale liefen gleich 2 Filme mit ihr in der Hauptrolle. Und die beiden Produktionen und Rollen könnten unterschiedlicher nicht sein.

Josef Hader und Birgit Minichmayr in „Andrea lässt sich scheiden“. - Foto: © wikipedia commons

Von Marian Wilhelm

Im neuen Film von Österreichs sympathischstem Kabarettisten Josef Hader mit dem Titel „Andrea lässt sich scheiden“ gibt sie in der Titelrolle eine Polizistin in der tiefsten niederösterreichischen Provinz.


Marian Wilhelm - Foto: © privat


Hader genießt es, die Trostlosigkeit dieser Kreisverkehrs- Landschaft ins Bild zu setzen. Als Andrea in der Nacht nach einem Fest – nüchtern! – Heim fährt, rumpelt es plötzlich unter ihrem Auto. Nicht irgendein Wildtier hat sie überfahren, sondern ausgerechnet ihren Noch-Ehemann, von dem sie sich scheiden lassen wollte. Sie begeht Fahrerflucht und damit ist der tragisch-komische Land-Krimi angerichtet.


Hader wollte nach eigener Aussage das tragische Drama soweit ausreizen, dass es gerade noch eine Komödie ist. Schmähs finden sich also immer noch, vorzugsweise von ihm selbst in der Nebenrolle eines zu unrecht verdächtigen Lehrers. Minichmayrs Figur ist aber eher traurig in dieser stockkonservativen ländlichen Männerwelt und der Film ist nach der gewaltsamen Scheidung durchaus auf ihrer Seite.


Birgit Minichmayr als Maria Lassnig in „Mit einem Tiger schlafen“.


In ganz anderen Sphären bewegt sich Minichmayr in Anja Salomonowitz' „Mit einem Tiger schlafen“, auch wenn es dort ebenfalls um eine Frau inmitten des österreichischen Patriarchats geht. Darin spielt sie mit viel Körpereinsatz das vielleicht wichtigste Aushängeschild der österreichischen Malerei der Nachkriegszeit, die 1919 geborene und 2014 verstorbene Maria Lassnig.


Salomonowitz' experimentelles Biopic entlehnt seinen Titel einem Bild Lassnigs und wirft die verschiedenen Lebensalter der Figur wild durcheinander. Minichmayr spielt sie in allen, vom Kind bis zur 94-Jährigen, ohne Alters-Makeup dafür mit umso mehr Manierismen und zusehends gebeugtem Rücken. Manche Momente dieser Genie-Verehrung sind dabei durchaus witzig, manche traurig und in manchen wird einem die Malerin auch richtig unsympathisch. Der melancholische Grundton des Films macht noch einmal mehr Sinn, im Wissen, dass die Regisseurin damit den tragischen Tod ihres kleinen Kindes verarbeitet, der in ihrem letzten Künstlerporträt noch vor der Kamera zu sehen war. Wie in Maria Lassnigs Bildern verbindet sich so Persönliches mit dem Künstlerischen zu einem intensiven Film.


Man darf gespannt sein, ob Birgit Minichmayr vor der Kamera auch weiterhin so aktiv bleibt.


Termine: Filmclub Bozen

eva

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